Bild von David Jahnke, Experte im Bereich öffentlicher Vergaben

Geheimtipp Dynamisches Beschaffungssystem

Ein Gastbeitrag von David Jahnke

Wenn ihr an öffentlichen Aufträgen interessiert seid, sucht ihr wahrscheinlich nach passenden nationalen oder europaweiten Bekanntmachungen. Hier finden sich dann meist die klassischen Vergabearten wie die öffentliche Ausschreibung oder das offene Verfahren. Ist die Leistung für den Auftraggeber nicht erschöpfend beschreibbar, was in der IT-Branche sehr häufig vorkommen kann, werdet ihr auf die Verhandlungsvergabe oder das Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb stoßen.

Fast schon exotisch sind hingegen Verfahrensarten wie der Wettbewerbliche Dialog, die Innovationspartnerschaft und eben auch ein Instrument mit der Bezeichnung Dynamisches Beschaffungssystem. Noch handelt es sich dabei eher um ein Nischenthema, welches jedoch enormes Potential besitzt. Ein Grund sich das DBS aus Bewerbersicht einmal genauer anzuschauen. 

 Beim Dynamischen Beschaffungssystem (DBS) handelt es sich um eine Art der Präqualifikation. Der Auftraggeber führt in einem ersten Schritt nur den Teilnahmewettbewerb durch und überprüft die Bewerber anhand der vorher festgelegten Eignungskriterien. Erfüllen die Bewerber die Kriterien des Auftraggebers, werden sie Teil eines Lieferantenpools für die ausgeschriebene Leistung. Sobald beim Auftraggeber ein konkreter Bedarf entsteht, fragt er dann alle geeigneten Firmen aus dem Lieferantenpool an.

Vorteile für Unternehmen

  • Kostenfreier Zugang
  • Die sehr formale Eignungsprüfung (Nachweise vorlegen etc.) findet nur einmal in der Qualifizierungsphase statt
  • Es gibt aus Bewerbersicht keine Fristen für das Einreichen des Teilnahmeantrages (zu spät einreichen ist nicht möglich)
  • Solltet ihr nicht geeignet sein, könnt ihr euch zu einem späteren Zeitpunkt erneut bewerben (sinnvoll nur wenn die fehlende Eignung auch vorliegt)
  • Alle geeigneten Unternehmen im Lieferantenpool müssen angefragt werden (eine Selektion durch den AG ist unzulässig)
  • Der Zeitraum von der Anfrage (nach der Qualifizierung) bis zum Auftrag kann im Vergleich zu klassischen Ausschreibungen sehr kurz sein und das unabhängig vom Auftragswert

Die Vorteile für die Unternehmen kommen auch dem Auftraggeber zugute. Es handelt sich also um eine echte Win-Win-Situation. Warum gibt es das Dynamische Beschaffungssystem dann nicht viel häufiger?

Das liegt zum einen daran, dass es bei den Auftraggebern selbst noch relativ unbekannt ist und nur für marktübliche Leistungen verwendet werden darf. Glücklicherweise wird die Marktüblichkeit durch die Auftraggeber in der Praxis ziemlich weit ausgelegt, was Bietern (auch im IT-Bereich) Grund zur Freude bietet.

So unterhält beispielsweise die BWI GmbH als IT-Dienstleister der Bundeswehr, Dynamische Beschaffungssysteme über den Bezug von IT-Dienstleistungen, über die Überlassung von Leiharbeitnehmern sowie für Schulungs- und Trainingsleistungen. Auch Behörden wie das BAAINBw betreiben mittlerweile Systeme für Arzneimittel und Medizinprodukte, die HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH über die Wartung von Militärfahrzeugen sowie die weltbekannte Charité in Berlin für Arbeitnehmerüberlassungen.

Diese Ausschreibungen sind in Deutschland sehr interessant, aber auch in Österreich und Luxemburg finden sich mittlerweile Dynamische Beschaffungssysteme im deutschsprachigen Raum die nur auf eure Teilnahme warten. Im Bereich der IT-Beschaffung wären künftig möglicherweise auch Dynamische Beschaffungssysteme für Standardsoftware denkbar. Also nutzt eure Chance und erweitert euren Suchradius.

Mehr Informationen zum Dynamischen Beschaffungssystem sowie zum Beratungsangebot von David Jahnke erhaltet ihr auf https://www.vergabe.plus/dynamisches-beschaffungssystem und auf unseren Partnerseiten.